Großes Kino – Im Ranking der erfolgreichen deutschen Filmregisseure nimmt er so etwas wie den Lieblingsplatz ein. Allein mit seinem Film „Der bewegte Mann“ landete er einen der größten Kassenerfolge des deutschen Nachkriegsfilms. Und das war bekanntlich nur der Anfang. Der in Düsseldorf lebende Kultregisseur Sönke Wortmann hat sich Zeit genommen, dem Team von molitors seinen Lieblingsplatz vorzustellen — wir sind happy und gespannt. Auf seine Regieanweisung hin treffen wir ihn an diesem herrlichen Frühlingstag, superpünktlich um 14 Uhr, am idyllischen Kaiserswerther Rheinufer und warten auf … die Fähre!
Weißt du noch …? Frank Leukers, Geschäftsführer von molitors und Sönke Wortmann fühlen sich schon viele Jahre freundschaftlich verbunden.
Sönke, danke, dass Sie für uns und das molitors Serienthema „Lieblingsplätze“ Zeit haben. Sie haben uns diesen Ort hier in Kaiserswerth vorgeschlagen. Welche Bedeutung hat für Sie der Begriff „Lieblingsplatz“?
[S. Wortmann] Zunächst einmal ist das ein Platz, an dem ich gerne auch alleine bin. Die Überfahrt mit der Fähre dauert nur wenige Minuten, ist aber immer wie ein kleiner Kurzurlaub.
Als viel gefragter Regisseur und Produzent sind Sie ständig unterwegs von A nach B — Sie kennen Gott und die Welt. Gibt es nach all den Jahren Drehorte, die Sie besonders reizen?
[S. Wortmann] Das lässt sich so nicht beantworten. Denn jeder Drehort hat ja meist mit einer bestimmten Geschichte zu tun.
Welcher Dreh hat Ihnen am meisten Spaß gemacht?
[S. Wortmann] Mir hat in der Tat jeder Dreh großen Spaß gemacht.
Ganz spontan Sönke, gibt es für Sie einen Lieblingsfilm?
[S. Wortmann] „Der Pate“ von Francis Coppola. Von Anfang bis Ende ein Meisterwerk.
Und was ist mit Ihren eigenen Filmen?
[S. Wortmann] Die haben es alle nicht in die Top 20 geschafft … Ich schaue meine Filme nach Möglichkeit auch nicht mehr an, nachdem sie fertig sind, weil ich in erster Linie die Fehler sehen würde.
Worin unterscheiden sich reale Schauplätze von Filmkulissen im Studio oder Freigelände. Haben Sie eine Präferenz?
[S. Wortmann] Originalschauplätze sind mir meistens lieber, im Studio muss man Authentizität erst mal herstellen. Und das ist meistens nicht billig.
In der letzten Zeit inszenieren Sie häufiger Stücke fürs Theater, die Sie dann fürs Kino weiterentwickeln, wie z. B. „Frau Müller muss weg“ oder „Der Vorname“. Wie kam es dazu und was machen Sie lieber?
[S. Wortmann] Theater und Film sind mir gleich lieb und wichtig. Im Theater steht die Arbeit mit den Schauspielern an erster Stelle, der Film bietet optisch mehr Möglichkeiten. Ich bin sehr froh, dass ich beides machen darf.
Sie sind auch bekannt für Ihr Engagement für Düsseldorfer Kultureinrichtungen. Die 5 kurzen Trailer, die den Spendenaufruf des Düsseldorfer Schauspielhauses kommunizieren, sind im Herzen der Düsseldorfer angekommen und haben dazu beigetragen, dass die Sanierung der öffentlich zugängigen Bereiche jetzt hoffentlich zügig beginnen kann. Was treibt Sie an in Düsseldorf?
[S. Wortmann] Ich gehe selbst gerne ins Schauspielhaus, aber auch in die Oper, ins Ballett und in die Düsseldorfer Museen. Die Stadt hat darüber hinaus alles, was ich brauche, z. B. einen Bundesligaverein und zur Not auch einen Flughafen, wenn das Fernweh allzu groß wird.
Wir sind gespannt, mit welchem Film oder Theaterstück Sie das Publikum auf die nächste Reise führen. Können Sie uns schon von einem neuen Projekt berichten?
[S. Wortmann] Noch nicht. Pläne sind immer da, aber es gibt noch nichts Spruchreifes.
Inzwischen hat unsere Fähre auf der anderen Rheinseite angelegt.
Unsere kleine Kreuzfahrt mit Ihnen hat Spaß gemacht! Herzlichen Dank für Ihre Zeit. Wir wünschen weiterhin gute Reise und viel Erfolg!
Sönke Wortmann
FILMOGRAFIE
1992 „Kleine Haie“, Film erlangt Kultstatus
1994 „Der bewegte Mann“ (ausgezeichnet mit Ernst-Lubitsch-Preis)
1995 „Das Superweib“
1997/98 „Der Campus“
2002/03 „Das Wunder von Bern“, zweiterfolgreichster Film des Jahres (Deutscher Filmpreis in Silber für „Film“, Bayerischer Filmpreis in Gold für „Regie“) 2006 „Deutschland. Ein Sommermärchen (Grimme-Preis „Information & Kultur)
2008/09 „Die Päpstin“
2013/14 „Schoßgebete“
2015 „Frau Müller muss weg“ (Bayerischer Fernsehpreis)
2017 „Charité“, Staffel 1, Deutschlands erfolgreichster Fernsehfilm der letzten 25 Jahre
2018 „Der Vorname“
2018 Theaterstück „Menschen im Hotel“, Düsseldorfer Schauspielhaus