Gerade in unsicheren Zeiten wie diesen sprechen viele von Tradition und loben die guten, alten Werte. Doch was ist eigentlich eine Tradition? Und was bedeutet es für die Zukunft, wenn man auf eine lange Tradition zurückblickt?
Diese Fragen haben sich Marie Leukers und Philipp Reiter gestellt, als sie über den Kern von molitors sprachen. „Für mich wird Tradition durch gelebte Werte wie Authentizität, Verantwortung und Ehrlichkeit begründet. Aber auch das Bewusstsein für Qualität und Nachhaltigkeit sind seit vielen Jahren Werte, die als Maßstab für unser Handeln gelten. Metaphorisch sind diese Werte also das Fundament für mein Tun“, so Marie. Doch wie entstehen sie? Werte werden durch Begegnungen mit Menschen geschaffen und müssen gelebt werden. Höchste Zeit also einen Blick ins Geschichtsbuch zu werfen – woher kommt molitors eigentlich?
Vor über 90 Jahren, im Jahr 1930, gründet Schreinermeister Wilhelm Molitor seine Tischlerei im eigenen Wohnhaus in Lintorf. Einige Jahre später folgt der Umzug in das Stammhaus am Konrad-Adenauer-Platz und mit ihm der kontinuierliche Ausbau des Handwerksbetriebs. Nach und nach kaufen Wilhelm und seine Frau Maria als Ergänzung zu ihren Eigenfertigungen auch hochwertige Möbel ein. Ein ausgeprägtes Qualitätsbewusstsein ist schon damals fest in der DNA verankert. Als das Unternehmen im Jahr 1966 an die älteste Tochter Liesel und ihren Mann Paul übergeben wird, gelingt ihnen der Spagat zwischen dem Erhalt von Traditionen und der Entwicklung neuer und innovativer Ideen. Liesel und Paul hinterfragen stets den Status Quo, definieren sich neu und stellen sich auf immer neue Gegebenheiten ein. Es folgt die 3. Generation, mit Sohn Christian, der das Unternehmen bis in die späten 90er Jahre leitet. Auch in dieser Generation steht molitors für exzellenten Kundenservice, eine nachhaltige Produktauswahl und Kundennähe. Da sich innerhalb der Familie keine direkte Nachfolge abzeichnete, beginnt die Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Die glückliche Begegnung der Familie Molitor mit Frank Leukers führte dazu, dass molitors in die 4. Generation übergehen durfte. Und er entscheidet: Der Firmenname bleibt! Dieser hat schließlich Tradition. Aber auch die Werte, wie Qualität, Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein werden weitergeführt und bilden den Grundstein der Firmenphilosophie – bis heute. Und obwohl vieles beim Alten blieb, hat sich doch einiges geändert. Der Standort in Lintorf wurde auf neue Geschäftsfelder ausgerichtet. So wurde der Objektbereich als zweite Säule neben dem privaten Bereich etabliert. Es folgte der Umzug in die Hans-Böckler-Straße in die Ratinger Innenstadt. Auch der digitale Markt wurde früh erkannt und mit dem schlafsofa-shop.de ein bundesweiter Ort für qualitative Funktionssofas ins Leben gerufen. In diesem Jahr steht nun der nächste Generationswechsel mit Philipp Reiter und Marie Leukers an, um molitors in die Zukunft zu führen.
Doch welche Traditionen und Werte bleiben? Welche haben künftig noch Relevanz? „Wir haben eingangs schon festgestellt, dass es vielfach die immateriellen Werte sind, die uns ausmachen. Alle Werte gemeinsam bilden das Fundament von molitors. Daher bin ich überzeugt: Wir bleiben, wer wir sind und wo wir herkommen“, ist sich Marie sicher. Klar, Stillstehen geht nicht bei einem sich wandelnden Markt mit neuen Kundenbedürfnissen, einer teils digitalen Customer Journey oder Datenanalysen & Co. Aber auch das hat Tradition. „molitors’ Erfolgsrezept war es schon immer, in Bewegung zu bleiben, hart am Wind zu segeln und auf Veränderungen zu reagieren. Besonders Übergangsphasen sind dafür geeignet, Veränderungen anzunehmen und Balast abzuwerfen. Daher werden auch wir keinen Stein ungeprüft auf dem anderen belassen. Aber all das tun wir achtsam, mit Blick auf unseren Kern. Denn Tradition, so formulierte es schon Jean Jaurès, ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers. So halten wir an den Werten der Gründer fest und wagen den Spagat zwischen Zukunft und Tradition.“
Philipp und Marie, was hat Euch zu Eurer Entscheidung bewegt, bei molitors einzusteigen?
[Marie] Der Start bei molitors war so ziemlich die größte und weitreichendste Entscheidung unseres Lebens. Wir haben sie gemeinsam getroffen, mitten im Master Studium 2020. Für mich war immer klar: Die Einrichtungsbranche mit all ihren Facetten ist die schönste Branche, die ich kenne! Eine Selbstständigkeit war außerdem schon immer ein Ziel von Philipp und mir. Daher hatten wir große Lust auf diesen Schritt – auch wenn der nötige Respekt schon vorhanden war.
Wie war der Start für Euch?
[Philipp] Im August 2021 war das ganze Team von molitors gemeinsam auf einem zweitägigen Ausflug im Sauerland. Wir sind am Montagmorgen heimlich hinterhergefahren und haben alle im Meeting-Raum überrascht – das war für uns wahnsinnig aufregend.
[Marie] Das Team hat sich auf jeden Fall sehr gefreut, dass molitors innerhalb der Familie weitergeführt wird und uns herzlich willkommen geheißen. Bei unseren ersten Gesprächen wurden aber auch direkt die Erwartungen an uns klar: Frischer Wind – in vielerlei Hinsicht.
Welche Herausforderungen hattet ihr bis jetzt zu stemmen?
[Philipp] Als Quereinsteiger in der Branche wollte ich mich so schnell wie möglich in die Welt des Möbeldesigns einarbeiten. Wir haben sehr viele starke Partner mit großartigen, aber umfangreichen Kollektionen. Da war meine Sonntagslektüre oftmals ein Möbelmagazin. Heute bin ich sehr froh über diese intensive Zeit, denn bei dieser Herausforderung habe ich eine Leidenschaft für mich entdeckt. Man kann vieles managen, aber in einer so schönen Branche… das ist schon ein Privileg.
Worauf freut ihr Euch in diesem Jahr besonders?
[Marie] In unserer neuen Rolle als Geschäftsführer haben wir für das erste Jahr (natürlich) viel geplant. Nachdem wir uns über die gerade neu gestaltete Website freuen, erfahren auch die Ausstellung und die Technik umfangreiche Updates. Zum Beispiel gestalten wir gerade bei uns einen Bereich für New Work Büroflächen neu. Bei diesem spannenden Thema unterstützen wir als Einrichter die Umsetzung der neuen Arbeitsprozesse durch passende Einrichtungskonzepte, um den veränderten Anforderungen gerecht zu werden. Bei so vielen Themen freuen wir uns sehr, dass mein Vater, Frank Leukers, weiterhin an Board bleibt und uns auf unserem Weg mit Rat und Tat zur Seite steht. Als Senior Consultant sozusagen.
Und wie geht es in der Zukunft bei molitors weiter?
[Philipp] Wir wissen sehr genau, dass das Neue gegenüber dem Alten nicht immer gewinnt. Viele traditionell wichtige Themen des Einzelhandels sind bei uns also nach wie vor hochaktuell. Dazu zählen das haptische Erleben, die persönlichen Beziehungen zu unseren Kunden und Partnern, aber auch die Beratungskompetenz. Daher wollen wir den Kern bewahren und behutsam das Moderne integrieren.
[Marie] Unsere Mission bleibt es, einzigartige Einrichtungskonzepte zu gestalten und Lebensräume wertvoll und inspirierend zu machen. Wir verstehen uns längst nicht mehr nur als reines Einrichtungshaus, sondern als Marke. Als Marke molitors. Wir bleiben weiterhin der Ort der Inspiration für Inneneinrichtung in Ratingen und laden Sie ein, sich auch in 2023 gemeinsam mit uns Zeit für Raum zu nehmen.