Eines einmal vorweggenommen: Das Reich der Götter rund um Richard Wagners „Ring der Nibelungen“ in der Düsseldorfer Oper scheint in diesem Jahr tonangebend unter den angesagten Locations der City. Wer aber so ein echter Düsseldorfer ist, der hegt vor allem eine besondere Liebe zu den kleinen Göttern Düsseldorfs, den „Säulenheiligen“ um die Ecke. Die stadtbekannten Kunstfiguren, darunter Marlis, der Geschäftsmann, der Urlauber und der Fotograf, verteilen sich munter im Stadtgebiet. Als Vertreter der irdischen Welt tauchen sie quasi aus dem Nichts auf, thronen ikonenhaft auf dem Plateau der vier Meter hohen Litfaßsäulen.
Christoph Pöggeler verrät sein neustes Projekt. Ob Frank Leukers wohl ins „göttliche“ Profil passt?
Ihre „Säulenheiligen“ gehören inzwischen zum Düsseldorfer Inventar, zu den „Stadtmöbeln“, und markieren wichtige Treffpunkte Düsseldorfs. Was verstehen Sie unter dem Begriff „Lieblingsplatz“?
[C. Pöggeler] Abgesehen von meinem Atelier, verstehe ich darunter – auf Düsseldorf bezogen – einen Platz, an dem ich mich gerne aufhalte, der mir Wohlbefinden, aber auch Inspiration bietet, an dem ich meine Ideen und meine Seele schweifen lassen kann.
Was war zuerst da – die Geschichte Ihrer „Kunstfiguren“ oder die Idee, bestimmten Locations ein persönliches Gesicht zu geben?
[C. Pöggeler] Die Aufstellung der „Säulenheiligen“ richtete sich anfangs nach besonders interessanten Orten, an denen schon Litfaßsäulen standen. Interessant meint hier, dass es Plätze sind, an denen viele Menschen vorbeikommen und die gleichzeitig eine besondere Atmosphäre mit sich bringen, aber auch in einem Kontrast zur Skulptur stehen können. Es kann also auch die Gegensätzlichkeit von Motiv und Ort von Interesse sein. Später wurden an solchen Orten – wie zum Beispiel dem Hauptbahnhof – Plakatsäulen für meine Skulpturenmotive extra aufgestellt.
Glauben Sie, dass die Orte, die mit „Säulenheiligen“ besetzt sind, eine gewisse Leuchtturmfunktion in Düsseldorf erlangt haben?
[C. Pöggeler] Wenn es so wäre, würde es mich freuen. Ich liebe Leuchttürme. Amüsiert hat mich, dass einige „Säulenheilige“ im Pokémon-Go-Spiel wohl als Festpunkte dienten – eine schöne Verbindung von analoger und digitaler Kultur.
Gibt es Zukunftspläne für die Düsseldorfer „Säulenheiligen“? Das Projekt scheint doch ausbaufähig zu sein?
[C. Pöggeler] In das Stadtbild würde auf jeden Fall noch ein Bauarbeiter passen oder auch ein, wie ich ihn nennen würde, „Ausgegrenzter“. Über deren „Lieblingsplätze“ kann man nachdenken.
Die „Säulenheiligen“ halten seit 2003 das Stadtbild jung. Haben Sie diese – düsseldorftypisch, mit einer Anti-Aging-Glasur versehen?
[C. Pöggeler] (lacht) Nein, das kann man nicht behaupten. Gerade im Moment werden alle Figuren peu à peu vom Sockel gehoben, um wetterbedingt restauriert zu werden. Sponsoren für „Instandhaltung des öffentlichen Raums“ sind herzlich willkommen.
Noch mehr erfahren über die kleinen Götter? Schreiben Sie Christoph Pöggeler oder besuchen Sie ihn auf seiner Website. Feedback garantiert.
CHRISTOPH PÖGGELER
www.christoph-poeggeler.de/de
Christoph Pöggeler, Ina Wibbels, Frank Leukers
Tour zu den „Säulenheiligen“
Die Top Ten in Düsseldorf. In welchem Stadtteil sind sie zu finden?
1. Das Paar I.
Noch etwas unsicher in die Zukunft blickend. – Burgplatz
2. Der Fotograf.
Profi am Werk. – Hauptbahnhof
3. Das Paar II.
Inniger Kuss. – Oberkasseler Brücke/Tonhalle
4. Der Geschäftmann.
„Ikone der Zeit“. – Rheinufer
5. Der Urlauber.
Gegenstück zum Geschäftsmann. – Kaiserswerther Straße/Stockumer Kirchstraße
6. Marlis.
Medienikone. Eine der ersten beiden „Säulenheiligen“. – Medienhafen
7. Vater und Sohn.
Nach lebendem Vorbild erschaffen. – Oststraße/Immermannstraße
8. Die Braut.
Beschwingt und losgelöst. – Citadellstraße/Schulstraße
9. Die Fremde.
Frau und Kind. – Altstadt, St. Lambertus
10. Die Wartende.
Seit April 2016 auf Bus und Bahn wartend – ohne Handy! – Neumannstraße
Düsseldorfs „Säulenheiligen-Künstlervater“ Christoph Pöggeler unter einer seiner beliebtesten Skulpturen der Stadt: dem Geschäftsmann.